Das Projekt 

Abendland und Orient treffen aufeinander. Alte und neue Wege kreuzen sich

Die Ideen hinter dem Vorhaben “Balkanroute-rückwärts” sind, grob umrissen, folgende:

Ausgangspunkt war der Impuls, zu pilgern. Nicht für ein paar Tage oder wenige Wochen, sondern richtig – für Monate. Und wohin sollte es gehen?

Ganz klar: nach Jerusalem!

Jerusalem ist der Ort, zu dem es mich hinzieht. Es ist der Ort, an dem die drei monotheistischen Weltreligionen beheimatet sind – jede auf ihre Weise (und das Judentum sowie das Christentum zweifellos stärker, als das beim Islam der Fall ist; aber auch er hat ja seine Ursprünge im Judentum. Und meine persönliche Verbindung ist zum Christlichen und zum Jüdischen ungleich stärker, als zum Islam).

Jerusalem ist allerdings bei weitem nicht nur religionsgeschichtlich interessant: Es ist ein Ort, an dem die europäisch-abendländische Kultur auf die orientalische, die morgenländische Kultur trifft. Es ist ein Ort, an dem deutlich sichtbar auch und gerade in der heutigen Zeit völlig unterschiedliche politische und gesellschaftliche Vorstellungen aufeinanderprallen.

Es ist übrigens auch der Ort, an dem es eine einmalige geologische Entsprechung dieser Gegensätze gibt, nämlich das Zusammentreffen der europäischen, der asiatischen und der afrikanischen Kontinentalplatte.

Darüber hinaus muss ich einfach sagen:
Auf geheimnisvolle Weise ist diese Stadt ein Sehnsuchtsort für mich.

Wie aber kommt man als Pilger dort hin?

Nun, das eigentliche Pilgern fand und findet zu Fuß statt. Das würde bedeuten: ich muss über die Türkei und Syrien wandern. Und was heißt das in diesen Tagen?

Es heißt nicht nur, dass das Projekt nicht ganz ungefährlich sein kann (das vielleicht auch; es gibt aber eine Reihe von Gründen, die dagegen sprechen, dass es (na ja: mit mir!) überhaupt soweit kommt). Es bedeutet noch Anderes:

Ich muss, so ich zu Fuß nach Jerusalem kommen will, durch christliches, durch muslimisches und schließlich durch jüdisches Land pilgern.

Ich muss, grob gesagt, die Route gehen, die ein großer Teil der Syrer wählt, die als Flüchtlinge zu uns kommen (wenn man bei der Betrachtung das letzte Stück meiner Reise, die Strecke Syrien-Jordanien-Israel, mal außen vor lässt).

Und: es bedeutet, dass mich meine Reise, so ich sie direkt und ohne Umwege gehen will, eine im historischen wie persönlichen Zusammenhang hoch interessante Strecke entlang führt:  nämlich von Schwerin über Berlin und Breslau (Wroclaw) nach Auschwitz, und von dort 3500 km weiter nach Jerusalem.

Anders gesagt: Der Weg von meiner jetzigen Heimatstadt führt mich über die Stadt, die auch die Hauptstadt des “Dritten Reichs” war. Er führt mich über die Heimatstadt meiner Mutter und meiner jüdischen Großmutter, Breslau, und von dort direkt nach Auschwitz, den Ort der Katastrophe der deutsch-jüdischen Geschichte.
Und von dort würde mich mein Weg schließlich in das Land führen, das seit dem Holocaust ein Fluchtziel ganz besonders vieler überlebender Juden ist, und in die Stadt, die eben schon seit über 2000 Jahren den Brennpunkt jüdischen Sehnens und Strebens bildet.
Und last, not least verbindet eine solche Strecke Länder, die derzeit nicht für ein besonders harmonisches und friedliches Miteinander stehen (Deutschland-Polen-Slovakei-Ungarn, Deutschland-Türkei, Türkei-Syrien-Isreal).

Zugegeben: Es ist nicht realistisch, einen solchen “Friedensmarsch” – wie man eine derart konzipierte Pilgerfahrt auch nennen könnte – wirklich zu Ende zu bringen.

Vielleicht ist das ja auch gar nicht notwendig. Im kleinen, persönlichen ebenso wie in der großen Politik strebt man auch immer wieder Dinge an, die unrealistisch sind. Für mich ist es von entscheidender Wichtigkeit, diesen Gang zu versuchen.
Letztlich gilt bekanntlich auf jedem Pilgerweg, aber hier auf diesem Weg vielleicht noch ein klein wenig mehr als auf anderen: der Weg ist das Ziel.

Shalom – Insha’Allah!

Amen.

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