Mitten in der Wüste

Mehr Fotos hier: 

https://goo.gl/photos/S2ExdZ9pvdM9UQ1W8

Nach Dolayüz und der Passüberquerung komme ich an einem verlassen erscheinenden Teehaus vorbei. Doch plötzlich ruft man mir hinterher. Als ich umdrehe und hineingehe, treffe ich dort nicht nur zwei ältere Herren und die längst Routine gewordene Tee-Gastfreundschaft, sondern bekomme auch ein einfaches, leckeres und habhaftes Mittagessen.

Später übernachte ich in Nallihan. Ich finde dort zwar keine kostenlose Gastfreundschaft, die 35 Lira für das Hotel (mit Frühstück) kann ich mir aber leisten. Und morgens lotst mich Google nicht auf die große Straße, sondern auf den Berg. Von dort aus habe ich eine prächtige Aussicht – und einen Vorgeschmack auf die kommende Landschaft.

Kurz bevor dann doch wieder die 140 Ankara-Nallihan ansteht, finde ich auf dem Acker ein Vogelschlingen-Brett, darin ein Starenkopf und Halsfedern wahrscheinlich vom Hänfling, vielleicht vom Buchfink. Ich drehe das Brett kurzerhand um…

Die Landschaft, in der ich mich bewege, wird jetzt sehr, sehr karg, und plötzlich habe ich den Eindruck, mitten in der Wüste zu sein. 


Die Hügel und Berge um mich herum sind kaum bewachsen, und auch die Ebenen dazwischen sehen sehr trocken aus. Sie sind aber zum Teil landwirtschaftlich genutzt – hier aber wohl nur zum Kornanbau.
Ich lasse die grandiose Schönheit und Einsamkeit dieser Landschaft auf mich wirken. 

Die Straßenränder sind lebhaft von Nagern genutzt. Die Löcher im Boden sind dabei deutlich größer als unsere Mauselöcher in Deutschland.

Das gute Nahrungsangebot für Beutegreifer wird offensichtlich genutzt: Ich finde zwei Steinkäuze und die Überreste eines Uhus.
Je weiter ich komme, desto wüster erscheint die Gegend. Dabei sind die Berge in ihren herrlichen Farbschattierungen des Gesteins ein besonderer ästhetischer Genuss.

Jetzt treffe ich auch zunehmend auf grün überhauchte Ackerflächen – und auf Äcker, die intensiv bewirtschaftet, das heißt hier: stark bewässert werden. Auch der Personaleinsatz ist erheblich; das werde ich am Folgetag noch genauer betrachten können.

Der Ort, den ich zum Nächtigen anvisiert habe, liegt im Talbereich der bunten “Mondlandschaft” und an einem See, der ein Vogelparadies ist.  Kormorane, Graureiher, Gänse, Silberreiher geben sich ein Stelldichein – und immer vor der malerischen “Theaterkulisse” der bunten, wüsten Berge.


Der Ort selbst ist klein, aber ich bekomme zu essen (vom Imam respektive seiner Frau, serviert vor der Moschee auf der Bank) und kann schlafen, und zwar im Büro neben dem Amtssitz des Bürgermeisters. Dieser weist mich ein, erbittet sich meinen Personalausweis, verspricht, ihn morgen um 8:00 Uhr wiederzubringen, und wünscht mir gute Nacht. Tatsächlich ist er um 7:58 wieder da, mit einem Tablett und reichlichem, leckerem Frühstück. 

Den Personalausweis hätte ich beinahe vergessen, aber der Bürgermeister händigt ihn mir von sich aus aus – nach dem Frühstück…

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.