Na so ein Pech…

Fotos: https://goo.gl/photos/gTr3gteexkMfK1ANA

Heute, am 3.3.2017, bin ich in Müslüm aufgebrochen. Ich hatte versucht, über Google Maps in Erfahrung zu bringen, wo ich mit einer Ansammlung menschlicher Behausungen rechnen konnte und wo eher nicht. Das ist nicht so einfach, wie es erscheinen mag: Als ich von Nallihan losgegangen war, zeigte mir die Karte das Dorf Davutoglan an – und weit und breit nichts sonst. Dort angekommen, hieß es, ich solle fünf Kilometer weiter gehen, da fände ich ein Hotel. Nah herangezoomt, waren tatsächlich Gebäude und Straßen sichtbar, aber ohne irgendeine Bezeichnung. Normalerweise heißt das, dass man es mit einer Ansammlung militärischer Bauwerke, einer Mega-Stallanlage oder einem Bergwerk zu tun hat. Hier konnte ich zwar wirklich ein Bergwerk feststellen, als ich Tags darauf vorbei kam – aber auch eine kleine Stadt, viel größer als das Dorf, in dem ich gerade genächtigt hatte.
Aber zurück zum heutigen Tag. Bis zur Stadt Polatli waren es etwa 25 Kilometer – zu wenig, um meine Chance auf einen Abschluss meiner Hadsch an Ostersonntag zu wahren. Sieben oder acht Kilometer weiter gab es nochmal was: Eskipolatli schien ein Dorf mit nicht allzu wenigen Häusern und Menschen zu sein.

Meine Gespräche (wenn man es denn so nennen will) verliefen zunächst so, dass ich zuversichtlich war. Das, was hoffen ließ, bezog sich aber auf die Essensversorgung. Für meine Übernachtung hatte man keine Lösung. Nach einer Reihe von Gesprächen (mit mir und auch untereinander) schien man zu wissen, was zu tun sei. 

Nach einiger Zeit kam ein Polizeiauto vorbei. Nun, das kannte ich ja schon. Ich zeigte artig meinen Personalausweis vor und widmete mich weiter meinem Rührei-Ekmek und dem Becher mit Ayran, die man mir zur Verfügung gestellt hatte. Das sollte jetzt aber etwas schneller gehen: Die Polizisten beabsichtigten, mich mitzunehmen, zurück in die Stadt. Das passte mir nicht sehr gut, wie man sich leicht denken kann, auch wenn ich damit rechnen konnte, eine irgendwie akzeptable Unterkunft gestellt zu bekommen. Als einer der jungen Ordnungshüter dann auch noch von Hitler zu schwärmen anfing und mich fragte, was ich von ihm hielte, senkte ich den Daumen.

Wir fuhren exakt den Weg wieder zurück, den ich gekommen war, sogar ein kleinwenig über das Stadtzentrum hinaus. Dann hielt der Hitlerschwärmer das Auto an und forderte mich auf, auszusteigen. Er wies mich ein, wo ich langzugehen hätte, und meinte auf meine Nachfrage, dort fände ich Atatürk und solle da schlafen. Hohnlachend wollten sich die bösen kleinen Jungs mit Abklatschen verabschieden.

Man kommt auf dieser Straße tatsächlich zum Reiterdenkmal Mustafa Kemal Atatürks. Zum Schlafen allerdings muss man ins Hotel; diesmal leider nicht für 35 Lira, sondern für 50…

Wer weiß, wo ich hingekommen wäre, wenn ich im “richtigen” Augenblick “Heil Hitler” gesagt hätte?! In der EU würde man sich das Vorgehen der Polizei wohl anders wünschen.

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Ein Kommentar zu Na so ein Pech…

  1. Rahel Britsch sagt:

    Autsch. Mich würde wirklich interessieren, welche türkischen Medien, die auch in Deutschland empfangen werden, so viel Werbung für Hitler machen. Das, was du offen erlebst, kenne ich, wie gesagt, in Andeutungen von meinen Schülern türkischer Herkunft.

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